Vor knapp einer Woche erreichten wir die letzte Station unserer Reise, den Comer See. Bereits auf den ersten Blick erkannten wir, warum die Cloonys, Bransons und Versaces dieser Welt gerade diesen Ort für ihre Traumvillen ausgesucht hatten: er ist schlicht und ergreifend traumhaft schön.
Passend zum Abschluss hatten wir auch mit unserer Unterkunft voll ins Schwarze getroffen. An einem Hang über dem See gelegen, besaß sie eine Terasse, die uns glatt die Kinnlade runterfallen ließ, denn vor uns lag die gesamte Länge des Lago di Como in ihrem tiefen Blau, gerahmt von noch immer schneebedeckten Gipfeln. So saßen wir allabendlich bei dem einen oder anderen Gläschen Bier oder Cola beisammen und sahen zu, wie allmählich die Lichter angingen und der See und die Berge sanft in die Nacht hinüberglitten.
Die Tage selbst verbrachten wir wenig spektakulär, ließen es ruhig angehen, genossen zum Mittag die ausgezeichnete Küche Italiens und starteten meist erst am Nachmittag zu kleineren Ausflügen in die Umgebung. Am Samstag unternahm ich mit unserem Sohn eine erste Bergwanderung zu zweit, welche er mit Bravour meisterte. 2,5 Stunden saß er friedlich in seiner Trage auf meinem Rücken, bewunderte die Bergwelt, nagte (und verschluckte) sich an beiläufig aufgesammelten Grashalmen und legte seinen Kopf zum Nickerchen ab, wenn es ihm zu anstrengend wurde. Ein tolles Erlebnis für Vater und Sohn, das Lust auf mehr macht.
Damit gehen sie zu Ende, unsere 2 Monate in Europas Süden. Was bleibt, sind – wie so oft – Bilder und Erinnerungen an eine unvergessliche Zeit. Wir haben vibrierende Städte erlebt, beeindruckende Bauwerke bestaunt, schweißtreibende Wanderungen unternommen, in fantastischen Kochtöpfen genascht oder einfach nur die Seele baumeln lassen. Wir haben 7500 km Straße hinter uns gebracht, 12 verschiedene Unterkünfte gebucht, 6 Länder durchquert, 3 verschiedene Fremdsprachen zu deuten versucht und doch immer mit der gleichen Währung gezahlt. Vor allem aber haben wir viele, oft kleine Momente und Begebenheiten erlebt, die unsere Tage bereichert haben.
Da war die korpulente Wirtin in den Bergen Spaniens, die sah, das Silvia mit Erik auf dem Arm nicht essen konnte und ihn kurzerhand zu sich nahm, um ihn eine Viertelstunde lang zu unterhalten, als kene sie ihn von Geburt an. Da war Antonio in Cubelles, dessen Freundlichkeit so groß war, dass er uns zum Abschied die letzte Orange von seinem Baum schenkte. Da waren die jungen Argentinier, mit denen Peter und ich bis morgens um 4 durch die Kneipen Madrids zogen, bevor jeder auf Nimmerwiedersehen in sein eigenes Leben zurückkehrte. Da waren die Kinder in Frankreich, die uns nicht von der Pelle rückten, obwohl wir kein Wort voneinander verstanden. Sie alle haben unsere Reise geprägt und bereichert.
Am wichtigsten jedoch war für uns beide immer eines: die gemeinsame Zeit mit unserem Sohn. Durch die vielen Stunden zu dritt sind wir als Familie enger zusammengewachsen und haben unseren Erik erst richtig kennengelernt. Sein fröhliches Lachen war es, dass die meisten Menschen erst auf uns aufmerksam machte und das uns jeden Tag aufs Neue erfreute. Wir sind dankbar, dass wir die Möglichkeit hatten, diese Reise zu unternehmen und sind froh, dass wir sie ergriffen haben. Die Ziele auf der Landkarte waren im Grunde immer zweitrangig – Hauptsache raus aus dem Alltag.
Vielleicht gelingt es uns nun, ein wenig von unserer Reise ganz tief unten im Kofferraum unseres Autos mit nach Hause zu nehmen. Ein wenig Gelassenheit, ein wenig von der Freundlichkeit der Menschen, ein wenig vom Gespür für unseren Sohn. Am Ende ist das doch vielleicht gar das Ziel jeder Reise: wieder runter zu kommen, den Blick aufs Wesentlich zu schärfen, den ganzen kleinen Sorgen wieder mit einem Lächeln zu begegnen und das Leben zu genießen.
Sicher wird uns der Alltag wieder einholen. Doch die nächste Elternzeit kommt bestimmt. Wohin dann? Wer weiß!











